Fair Trade Siegel im Vergleich
Schon bei der Gründung von Coffee Circle haben wir uns intensiv mit den gängigen Siegelsystemen des fairen Handels beschäftigt uns letztendlich dagegen entschieden, damit zu arbeiten. Auf dieser Seite erklären wir warum und stellen dir drei der großen Gütesiegel vor.
"Fairer Handel“ – Was ist das?
Es gibt unterschiedliche Definitionen von „Fairem Handel“. Auf internationaler Ebene haben sich die vier größten internationalen Organisationen des Fairen Handels (FLO, WFTO, NEWS, EFTA) auf eine gemeinsam anerkannte Definition geeinigt:
„Fairer Handel ist eine „Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel seinen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit den VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“
Problem des Fairen Handels
Es gibt keine gesetzlichen Standards. Jede Organisation beschreibt und definiert ihre Standards selbst. Wer kein Mitglied des Verbandes ist, muss sich nicht an ihre „Charter of Fair Trade Principles“ halten. Ist man Mitglied, können diese Richtlinien unterschiedlich umgesetzt werden. Hier verschwimmen schon die Grenzen: Jede Organisation verfolgt einen etwas anderen Ansatz innerhalb des Modells des “Fairen Handels”. Damit ist “Fairer Handel“ vor allem Definitionssache. Die Unterschiede stecken im Detail und sind teilweise gravierend.
Vergleich von Fair Trade Siegeln
In einer kleinen Übersichtstabelle haben wir einige Kriterien zusammengetragen und die verschiedenen Siegel verglichen. Zusätzlich haben wir auch unseren Direct Trade Ansatz in den Vergleich aufgenommen.Wer mehr über die Siegel erfahren möchte, dem empfehlen wir unsere Siegelsteckbriefe.
Fair Trade Systeme kritisch betrachtet
Ist irgendein Fair Trade Siegel besser als gar keins? In der Eigendarstellung ist jedes Siegel besonders wirkungsvoll. Nahezu alle Beteiligten profitieren – Bauern bekommen mehr Geld, Konsumenten können mit gutem Gewissen einkaufen. Wirklich? Wir haben verglichen!
Über die Bewertung eines Siegels entscheidet die Perspektive
Fairtrade ist gut, Rainforest Alliance nicht so grün, wie es scheint und UTZ ein industrienahes Greenwashing Siegel. So einfach ist es nicht. Die Bewertung verändert sich je nach Perspektive. Zwar verfolgen alle Siegel ein gemeinsames Ziel, jedoch mit individuellen Schwerpunkten. Stiftung Warentest hat im Mai 2016 Fairtrade International, Rainforest Alliance und UTZ sowie zwei weitere Nachhaltigkeitssiegel verglichen. Fairtrade schloss mit der Bewertung “Aussagekraft hoch” ab, wohingegen die anderen beiden Siegel nur die Bewertung “Aussagekraft mittel” bekamen. Untersucht wurden dabei die drei Kriterien Anforderungsniveau, Umsetzung in der Praxis und Management der Organisation. Eine vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) finanzierte Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Alle Labels verbessern die Lebensgrundlage der Bauern. Auf der Grundlage von rund 5000 Kaffee- und Kakaofarmen wurden u. a. Ertragssteigerungen und Verkaufspreise untersucht. Bei den zertifizierten Farmen konnten Ertragssteigerungen von 13% (Fairtrade), 15% (Rainforest Alliance) und 32% (UTZ) im Vergleich zum konventionellen Anbau erreicht werden. Der Verkaufspreis für die Kaffeebauern steigerte sich hingegen nur um 9% (Fairtrade), 10% (Rainforest Alliance) und 4 % bei UTZ. Bei allen veröffentlichten Wirkungsstudien und Bewertungen lohnt sich folglich ein kritisch prüfender Blick auf die Perspektive der Bewertung.
Wie funktionieren Siegelsysteme?
Alle hier betrachteten Siegel (Fairtrade, Rainforest Alliance, UTZ) basieren auf dem gleichen Prinzip: Die Einhaltung eigens definierter Standards wird durch ein Zertifizierungsverfahren überprüft. Die Standards der einzelnen Siegel sind online einsehbar (Fairtrade, Rainforest Alliace, UTZ). Zur Überprüfung der Standards werden unabhängige Zertifizierungsstellen beauftragt. Für den Kaffeeanbau bedeutet das vereinfacht: Erfüllt eine Farm die siegeleigenen Standards und schließt die Erstüberprüfung erfolgreich ab, so darf diese Farm anschließend das Siegel führen.Überprüfungszyklus und Kriterienkatalog unterscheiden sich wiederum je nach Siegel. Dabei ist oft missverständlich: Trägt ein Produkt eines der Siegel, ist das nicht gleichbedeutend mit: Alle Standards werden zu 100% erfüllt. Vielmehr gibt es obligatorische und fakultative Kriterien, teilweise mit einer Erfüllungsterminierung von 1-3 Jahren. Zudem bedeutet ein gesiegeltes Produkt auch nicht, dass sich ein Unternehmen allumfassend der Verbesserung des fairen Handels widmet.
Die eigenen Siegelstandards: Daran müssen sich alle Siegel messen lassen
Im Detail zeigen sich Unterschiede in den Siegelstandards. Je nach verfolgter Philosophie der Siegel sind Kriterien in einigen Bereichen strenger formuliert. Unabhängig von der Außendarstellung von Fairtrade, Rainforest Alliance und UTZ kann hier Punkt für Punkt transparent gegenübergestellt werden. Wir arbeiten momentan an diesem Vergleich. Die aktuellen Siegelstandards stehen für jedes Siegel online zur Verfügung.
Siegelsteckbriefe im Detail
Fairtrade nimmt die Produzentenperspektive ein
Insbesondere Kleinbauern sollen gefördert und gestärkt werden, um die eigene Zukunft selbst gestalten zu können. Die Ziele sind Unabhängigkeit und Selbstverwaltung der Kleinbauern. Mindestpreise und die Möglichkeit der Vorfinanzierung von Ernteerträgen sind fester Bestandteil der Fairtrade Standards.
Darüber hinaus gibt es eine zusätzliche Sozialprämie, die an die Verkaufsmenge der Bauern gekoppelt ist. Hiermit werden soziale Projekte im Umfeld der Kleinbauern finanziert. Die sozialen Aspekte, insbesondere die Armutsbekämpfung, sind bei Fairtrade höher gewichtet als Umweltthemen.
Rainforest Alliance konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Produzenten und Umwelt
Der Schutz der Biodiversität und die landwirtschaftliche Produktion im Einklang mit der Natur bilden die Basis für eine bessere Zukunft der Bauern. Dazu sollen landwirtschaftliches Wissen und Methoden der nachhaltigen Bewirtschaftung an die Bauern weitergegeben und mit ihnen entwickelt werden. Mindestpreise und Sozialprämien gibt es bei der Rainforest Alliance nicht. Bauern werden dazu befähigt, eigenständig Preisverhandlungen zu führen.
UTZ stellt das Endprodukt und die verschiedenen Produktionsschritte in den Mittelpunkt
Transparenz entlang der gesamten Lieferkette sowie die Schaffung eines Marktes für verantwortungsvoll hergestellte Produkte bilden die Basis.
Professionalisierung des Anbaus und des Farmmanagements bilden Kernpunkte von UTZ Certified. Ursprünglich auf größere Bauernvereinigungen und Plantagen fokussiert, öffnete sich UTZ auch für kleinere Bauernverbände.