Ein Steckbrief über das UTZ Siegel
Was ist UTZ (ehemals UTZ-Certified)?
UTZ ist eine unabhängige Non-Profit Organisation, die für einen offenen und transparenten Markt für sozial- und umweltverträgliche Produkte eintritt. Im Fokus steht ein Nachhaltigkeitsprogramm, dessen Standards für Produzenten im UTZ Code of Conduct, für Verkäufer im Chain of Custody fixiert sind. Die Zertifizierung übernehmen unabhängige Zertifizierungsgesellschaften. Insgesamt soll die Markpräsenz und -leistung der Mitglieder gefördert werden.
Für Kaffee: 186.948 zertifizierte Kleinbauern, 1.679 Plantagen, 821.399 Tonnen zertifizierter Kaffee aus 23 Ländern, entspricht 10% der gesamten Kaffeeernte 2015
* Als Quelle dienen die aktuellsten Zahlen und Informationen zum Zeitpunkt Mai 2016.
Was sind die Schwerpunkte?
- Nachhaltiger Anbau
- Professionalisierung des Farmmanagements: Produktivitäts- und Qualitätsverbesserungen, technische Unterstützung der Bauern
- Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg: Alle Transaktionen zwischen Produzenten und Verkäufern werden über eine Onlinedatenbank (Good Inside Portal) erfasst. Verkäufer haben die Option, diese Informationen für Kunden online zur Verfügung zu stellen.
Welche Vergabekriterien gibt es bei UTZ?
Der Code of Conduct der nachhaltigen Landwirtschaft ist in vier Blöcke aufgeteilt: Management, Anbau, Arbeitsbedingungen und Umwelt. Insgesamt sind darin 123 Kontrollpunkte („control points“) definiert. Voraussetzung für die Zertifizierung ist die Erfüllung dieser Kriterien, deren Anzahl in einem 4-Jahreszyklus zunimmt. Im ersten Jahr müssen 82 Kontrollpunkte erfüllt werden, im zweiten 101, im dritten 111 und im vierten Jahr schlussendlich 115.
Der Chain of Custody ist ebenfalls in vier Blöcke aufgeteilt: Management, Rückverfolgbarkeit, Produktkennzeichnung und Produktschutz. Insgesamt sind 25 Kontrollpunkte definiert. Welche der 25 Kontrollpunkte für eine Zertifizierung erfüllt werden müssen hängt davon ab, ob die adminsitrative Rückverfolgbarkeit oder die physischen Rückverfolgbarkeit fokussiert wird.
Die Erstzertifizierung gilt 1 Jahr. Der Kriterienkatalog ist auf einen 4 Jahreszyklus ausgelegt. Zum Erhalt der Zertifizierung müssen jährliche Audits durchgeführt werden.
Welche Kosten entstehen?
Die Kosten für die Erstzertifizierung belaufen sich auf ca. 2250 € und variieren je nach gewählter Zertifizierungsgesellschaft. Außerdem berechnet UTZ dem letzten Akteur in der Lieferkette eine mengenabhängige Programmgebühr, die bei Kaffee bei $26,50 pro Tonne Rohkaffee liegt. Als erster Abnehmer des Kaffees muss dieser zusätzlich einen UTZ-Prämiumbetrag mit dem Produzenten oder der Kooperative aushandeln, wobei UTZ in diese Verhandlungen in keiner Weise involviert ist. Dieser Betrag wird fällig, da der Kaffee aus nachhaltiger Landwirtschaft stammt und die UTZ-Kriterien erfüllt.
Wie transparent ist UTZ in Bezug auf die Sozialprämienverwendung? Entfällt, da keine Sozialprämien bei UTZ existieren. Der undefinierte UTZ Prämiumbetrag kann nicht als solcher gesehen werde.
Welche Kritikpunkte an UTZ gibt es?
„Fairer Handel“?
UTZ überlässt die Preisverhandlungen den Produzenten und Einkäufern. Einen Mindestpreis gibt es ebenso wenig wie eine Vorfinanzierung der Ernte. Es obliegt allein den Einkäufern, ob die UTZ zertifizierten Produzenten höhere Verkaufspreise erzielen können. Damit fokussiert UTZ den gesamten Markt und schließt alle Produzenten und Händler mit ein. Die bestehenden Handelsstrukturen und –praktiken bleiben weitestgehend unberührt. Der Managementplan fokussiert die Vermeidung von Risiken.
„Big Picture Approach“
UTZ arbeitet vielfach mit den großen Konzernen (z. B. Nestlé, IKEA) zusammen, um die Wirkung des Siegelsystems zu stärken. Nach dem Grundsatz „Wirkung durch Volumen“ wird ein „Big Picture Approach“ verfolgt. Demnach fokussierte sich das Siegelsystem zunächst auf Großbauern und Plantagenbesitzer als Zielgruppe. Somit wurde das Siegelsystem auch für Großkonzerne attraktiv. Erst später erfolgte die Öffnung des Systems auch für Kleinbauern. UTZ sieht sich selbst als ein vom Markt gesteuertes Instrument.
Welche Verbindung besteht zwischen Verkäufer und Produzenten?
Mitarbeiter von UTZ befinden sich im Austausch mit den Produzenten vor Ort. Der Verkäufer der Produkte in Europa hingegen benötigt grundsätzlich keinen Kontakt zu den Produzenten in den Südländern.