Beratung und Zusammenarbeit mit Farmer:innen in Myanmar
Der Kaffeeanbau in Myanmar wird erst seit einigen Jahren in den Hochebenen von Kooperativen und Farmer:innen betrieben. Wir unterstützen sie dabei, die Qualität ihrer Kaffees zu steigern und diesen in Europa bekannter zu machen. Mit deinem Kaffeekauf trägst du dazu bei!
2020 und 2021 haben wir Kaffeeproduzent:innen in Myanmar während der Ernte begleitet und ihre Kaffees evaluiert. Gemeinsam mit unseren Partnern, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Conflictfood aus Berlin, haben wir die Farmer:innen mit Beratung und unserer Erfahrung zum Anbau von Specialty Coffee unterstützt und ihren Einstieg in den europäischen Kaffeemarkt begleitet. Dies ist das einzige unserer Projekte, für das keine Spendengelder geflossen sind. Stattdessen standen wir mit unserer Zeit und Expertise unseren Partner:innen zur Seite.
In Kürze
- Zeitraum: 2020-2022
- Region: Keng Tung, Shan State, Myanmar
- Kooperativen: Jadae Akha Coffee Group
- Geo-Koordinaten: N21° 17′ 0.228″ E99° 37′ 24.707″
- Projektpartner: Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Conflictfood
Warum war das Projekt so wichtig?
Hochwertiger Specialty Coffee aus Asien ist in der Kaffeeszene nicht prominent vertreten – besonders nicht als Single Origin. Seit einigen Jahren beginnen vereinzelte Farmer:innen und Kooperativen in den Anbau von Specialty Coffee zu investieren. Wir sind bereits vor einigen Jahren über Freund:innen mit Kaffee aus Myanmar in Berührung gekommen und waren schon damals von den Bemühungen und Potentialen der dortigen Kaffeefarmer:innen angetan.
Die 21 Farmer:innen der Jadae Akha Coffee Group gehören der lokalen Minderheit der Akha an. Für sie bedeutet der Anbau von Kaffee und Tee wirtschaftliche Unabhängigkeit und eine sichere Zukunft. Im östlichen Shan State Myanmars, in Keng Tung, liegt die Kooperative geographisch isoliert vom Rest des Landes. Die Lage und die politische Unsicherheit der benachbarten Regionen erschwert den Handel der dort lebenden Minderheiten. Der Shan Staat verfügt über ideale Bedingungen für den Anbau von hochwertigem Kaffee, Tee und einer Reihe von Kräutern und Gewürzen für Aufgüsse, wie Ingwer. Doch der Wettbewerb auf den lokalen Märkten für Kaffee ist hart, sodass der Kaffee überwiegend zu günstigen Preisen auf dem Massenmarkt exportiert wird. Dieses Projekt sollte Kaffee als attraktive Einkommensmöglichkeit für die verarmte Landbevölkerung in Krisenregionen bewerben.
Wie wurde das Projekt umgesetzt?
Das Projekt wurde von zwei Schwerpunkten bestimmt: Austausch und Beratung sowie Marketing. “Spread the word!” Uns und unseren Partner:innen ging es darum, die Qualität des Kaffees aus Myanmar zu steigern, um langfristig hohe Preise im internationalen Handel sicherzustellen. In einigen Kaffeeregionen des Landes wurde bisher vorrangig Mohn angebaut, der die Farmer in die Illegalität trieb. Kaffee bietet hier eine echte Chance auf ein sicheres Leben. Zudem förderten wir den Kaffeeanbau in natürlichen Waldgärten. Damit wollten wir sicherstellen, dass die Waldgärten in ärmeren Regionen einen wirtschaftlichen Nutzen bekommen, sodass diese vor Waldbränden und unnachhaltiger Nutzung geschützt werden.
Im Rahmen der Zusammenarbeit stand für uns der Austausch mit den Farmer:innen und Kooperativen im Vordergrund, um auf beiden Seiten ein Verständnis für die Bedürfnisse aller zu schaffen – denen der Farmer:innen und denen aller Abnehmer (Röstereien). Nur so können sich beide Seiten annähern und Kaffees produzieren, die nachhaltige Perspektiven bieten.
Auch konnten wir wie anvisiert Kaffeeproduzent:innen beraten. Im Rahmen von drei Workshops mit der Myanmar Coffee Association (MCA) gaben wir ihnen einen Einblick in die Besonderheiten des deutschen Kaffeemarktes, und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um Kaffee aus Myanmar erfolgreich zu vermarkten.
Was hat sich verändert?
Um die Kaffees auf dem Markt bekannter zu machen, haben wir unser eigenes Netzwerk genutzt. Einige der anvisierten Ziele konnten wir erreichen, andere mussten aufgrund des Coups in Myanmar verschoben oder abgebrochen werden: Am 1. Februar 2021 wurden die gewählten Mitglieder der Regierungspartei vom Militär in Myanmar entthront. Daraufhin wurde eine Militärherrschaft implementiert und der nationale Notstand ausgerufen. Nicht nur der Handel, sondern alle Bereiche des Lebens in Myanmar wurden dadurch erheblich erschwert.
Angesichts dessen erscheint es wie ein Wunder, dass zumindest ein Teil unserer Bemühungen erfolgreich war. Wie geplant konnten Samples von zehn Kaffeeproduzent:innen aus Myanmar nach Deutschland exportiert werden, um von uns und Conflictfood getestet zu werden. Wir waren von der Qualität des Kaffees von der Jadae Akha Coffee Group so begeistert, dass wir ihn als Jadae im Dezember 2020 in unser Portfolio aufgenommen und verkauft haben. Leider war die Menge des verfügbaren Rohkaffees nur begrenzt, sodass wir ihn als limitierte Edition angeboten haben, die schnell ausverkauft war. Die gute Nachricht: 2022 wird der Jadae mit seinen köstlichen Aromen von Haselnuss und Karamell zurückkehren!
Auch laufen noch Verhandlungen mit einer deutschen Einzelhandelskette, die auf organische Produkte spezialisiert ist. Conflictfood und wir haben Gespräche angestoßen, um das Unternehmen anzuregen, Kaffee aus Myanmar anzubieten, der ihren Qualitätsansprüchen nicht nur gerecht wird, sondern diesen sogar noch übertrifft.
Um die Tipps umzusetzen, die der MCA für größtmöglichen Erfolg auf dem deutschen Kaffeemarkt gegeben wurden, sollten technische Berater:innen und Wissenschaftler:innen vor Ort eingestellt werden. Diese Adaptierung konnte jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie und des Coups Anfang Februar 2021 nicht angestoßen werden. Ein weiterer Rückschlag waren die Absagen zahlreicher Kaffeemessen und anderer Events, auf denen Conflictfood und wir Kaffee aus Myanmar aktiv bewerben wollten. Aufgrund des Coronavirus konnten diese Veranstaltungen nicht stattfinden.
Dafür konnten wir in Zusammenarbeit mit Conflictfood begrenzte Samples von Kaffee aus Myanmar an kleine, unabhängige Röstereien innerhalb Deutschlands verteilen und somit die Bekanntheit der Region als Ursprungsland steigern.
Trotz der genannten Herausforderungen ist es uns gelungen, Handelspartnerschaften mit Kaffeeproduzent:innen aus Myanmar einzugehen und die Bekanntheit und das Renommee des Produktes innerhalb Deutschlands zu steigern. Wir freuen uns darauf, bald wieder Kaffee aus Myanmar in unserem Shop anbieten zu können. Darüber hinaus werden wir 2022 — sofern die internationale und nationale Lage es zulassen — mit der MCA für die jährliche MCA Cupping Competition zusammenarbeiten, sie unterstützen und beraten. Die Gewinner dieses Wettbewerbs werden als Kaffeeproduzent:innen Zugang zum deutschen Markt und Unterstützung im Marketing erfahren.