Zugang zu sauberem Trinkwasser in Limu, Äthiopien
Mit jeder Tasse Kaffee unterstützt du unsere Trinkwasserprojekte in den äthiopischen Kaffeeregionen. In Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe verbessern wir die Trinkwasserversorgung in verschiedenen Kaffeekooperativen. Wir starteten in mehreren Kooperativen der Region Limu, aus der wir seit dem Jahr 2010 den beliebten Limu-Kaffee beziehen.
In regelmäßigen Gesprächen mit den Kaffeebauer:innen und Dorfbewohner:innen haben wir über ihre problematischen Lebensbedingungen gelernt, die vor allem durch den fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser geprägt sind. Gemeinsam haben wir etwas dagegen getan und unser WaSH-Projekt ins Leben gerufen, das aus mehreren Teilprojekten besteht (Trinkwasserversorgung; Sanitäranlagen; Hygienetrainings und Biodiversität). Dank des großartigen Fortschritts der Teams vor Ort erreichen wir mit dem erstgenannten Teilprojekt nun fast 40.000 Menschen mit sauberem Wasser (Stand: November 2021)!
In Kürze
- Projektvolumen: 596.429 € (+ 700.000 € für Verlängerung bis 2024, verteilt auf drei Teilprojekte)
- Umsetzungszeitraum: seit 2015
- Projektstandort: Limu, Äthiopien
- Dörfer: Doyo Bikila, Doyo Tolie, Ilkie, Sakala Genefo and Andode Alaga
- Geo-Koordinaten: 36.65oE bis 36.76oE; 7.63oN bis 7.71oN
- Begünstigte: ca. 37.000 Menschen
Aktuelle Entwicklungen
- 10.800 Menschen in 4 Kebeles (Mena, Seka Chekorsa and Gomma district) haben vom Ausbau der Ula-Uke Quelle profitiert. Die Quelle wurde erschlossen, entsprechende Wasserreservoirs und Leitungen wurden geplant, sowie für den Bau vorbereitet. Der Bau verzögerte sich durch starke Regenfälle und konnte nun beginnen.
- Im Bezirk Seka Chekorsa allgemeine Sanitär- und Hygieneaktivitäten durchgeführt
- 1050 Gemeindemitglieder wurden über den Wassertransport und -sammlung in den Haushalten, den Bau und die Nutzung verbesserter Latrinen sowie über die Trennung von Tierställen und persönliche Hygieneräume aufgeklärt.
- Im Mana Districts wurde die Kabo Quelle zusätzlich erschlossen
- Zwei neu entwickelte Wasserversorgungssysteme wurden geplant und gebaut
Warum war dieses Projekt so wichtig?
85 Prozent der äthiopischen Bevölkerung leben auf dem Land, so wie die Kaffeefarmer:innen in unseren Partnerkooperativen. Hier ist das Leben durch die fehlende Trinkwasser- und Sanitärversorgung geprägt, wodurch 60 Prozent aller Krankheiten und 15 Prozent aller Todesfälle verursacht werden (Quelle: Welthungerhilfe 2014). In Äthiopien sterben jedes Jahr 17.000 Kinder an Krankheiten, die auf verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene zurückzuführen sind (UNICEF 2014). Über 60 % der äthiopischen Bevölkerung haben keinen adäquaten Zugang zu sauberem Wasser (UNICEF 2012) und nur 31 % der Schulen in Äthiopien haben eine Wasserversorgung (UNICEF 2012).
Die meisten Kooperativen, aus denen wir unseren Kaffee beziehen, haben keinen direkten Zugang zu sauberem Trinkwasser, so dass sich viele Bewohner:innen mit verschmutztem Wasser versorgen müssen. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Bau eines Trinkwassersystems in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden und mit Unterstützung der Welthungerhilfe umzusetzen. Mittlerweile (Stand November 2021) verfügen die lokalen Kaffeekooperativen über zwei funktionierende Wasserquellen und mehrere Wasserkioske. Die Homecha-Quelle wurde mit Coffee Circle Spendengeldern in Höhe von 228.221 € finanziert, die Erschließung und Inbetriebnahme der Shaki-Quelle mit Spendengeldern in Höhe von 368.208 €.
Wie wurde dieses Projekt umgesetzt?
Ohne das gescheiterte Schulprojekt in Doyo hätte es das Trinkwasserprojekt in Äthiopien in diesem Umfang vielleicht nie gegeben.
Nach einigen Projekten, die entweder nicht umgesetzt wurden (die Schulerweiterung in Doyo, wie wir weiter unten schildern) oder deren Ergebnisse weit hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben waren (die Bio-Zertifizierung mehrerer äthiopischer Kooperativen) hatten wir ein Gespür dafür entwickelt, welche Projekte lebensnotwendig, umsetzbar und erfolgversprechend sind. Beispielsweise wurde uns bewusst, dass Farmertrainings und Cupping Labs für die Steigerung von Kaffeequalität und damit die Steigerung der Löhne effizienter sind als die Auszeichnung der Kaffees mit einem EU-Bio-Siegel.
Ohne das gescheiterte Schulprojekt in Doyo hätte es das Trinkwasserprojekt in Äthiopien in diesem Umfang vielleicht nie gegeben. Der Plan lautete so: Gemeinsam mit den Kaffeefarmer:innen und Dorfbewohner:innen, lokalen Handwerksunternehmen und der lokalen Regierung wollten wir die bestehende Grundschule in der Kooperative Doyo, die für 1.086 Kinder zuständig ist, erweitern und mit Möbeln ausstatten. Wegen des mangelhaften Zustands von Schulgebäude und Innenausstattung war ein angemessener Unterricht für die Kinder der Kaffeefarmer:innen kaum möglich. Coffee Circle-Geschäftsführer und Mitbegründer Martin Elwert war vor Ort und plante sowohl die Erweiterung der Schule in Doyo als auch die Versorgung der Gemeinden mit sauberem Trinkwasser.
Unsere Kaffees aus Äthiopien
Stephan Eicke: Martin, was wurde aus dem Schulprojekt in Doyo?
Martin Elwert: Wir haben die dafür gesammelten Gelder in die Trinkwasserversorgung gelegt. Beide Projekte waren ursprünglich geplant. Die Erweiterung der Schule in Doyo sollte auf den Bau der Satellite-Grundschule in der Region Limu folgen. Wir waren vor Ort, haben mit den Betreiber:innen und Lehrer:innen der Schule in Doyo gesprochen, einer weiterführenden Schule. Sie brauchten zwei neue Klassenzimmer plus Ausstattung. Wir haben im Laufe der darauffolgenden Monate knapp 20.000 € für die Umsetzung gesammelt. Als wir dann wieder vor Ort waren, um die nächsten Schritte zu besprechen, mussten wir allerdings feststellen, dass die Schule plötzlich zwei neue Klassenzimmer hatte. “Was ist denn hier los? Ihr habt doch gesagt, ihr braucht welche.” Tatsächlich war zwischen unseren Besuchen Plan International, eine große NGO, vor Ort gewesen. Das ist nicht unüblich: Große Organisationen mit üppigem Budget unterstützen Projekte in der Region, stellen dann fest, dass sie noch Geld übrig haben und überlegen, wo sie es investieren können. So hat es Plan International gemacht und spontan zwei Klassenzimmer gebaut. Das war für alle Beteiligten natürlich super.
Für die Trinkwasserversorgung habt ihr mit der Welthungerhilfe als NGO-Partner zusammengearbeitet…
Ja. Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, eine NGO zu finden, die bereit war, mit uns dieses Projekt anzugehen und uns vor Ort zu unterstützen. Water Aid hatte mich mit einigen amerikanischen NGOs verknüpft. Die hatten aber zwei Probleme: Zum einen konnten sie keine eigenen Entscheidungen fällen und mussten jeden Schritt mit der Zentrale in Houston oder Washington absprechen. Zum anderen waren sie nicht bereit, Projekte in den Regionen anzugehen, in denen wir sie angehen wollten. Sie haben uns deutlich gesagt: “Wir haben ein Projekt im Süden, für das du spenden kannst, und wir haben eines im Westen, für das du spenden kannst.” Sie waren nicht flexibel genug. Außerdem hatten einige von ihnen eine religiöse Mission. Das kam für uns nicht infrage.
Nach zwei Jahren bin ich dann in das Büro der Welthungerhilfe in Addis Abeba getreten und habe Manfred und Lanka angetroffen. Sie hatten kurz Zeit. Ich habe ihnen mein Leid geklagt und erklärt, ich brauche jemanden, der mit uns ein großes Wasser- und Hygieneprojekt aufsetzt. Wir finanzieren das. “Das können wir machen”, sagten sie. “Wie? Ihr könnt das jetzt hier spontan entscheiden?” “Klar können wir das.” “Ihr müsst nicht nach Houston oder Washington telefonieren?” “Nein. Wir machen das jetzt einfach.”
Das war ein riesiger Glücksgriff für uns. Solche riesengroßen Projekte kannst du nicht alleine stemmen.
Allerdings erwies sich nicht die Verlegung der Rohre als der zeitaufwändigste Teil des Trinkwasserprojektes, sondern die Auswertung und Überzeugungsarbeit, die die Welthungerhilfe als unser Repräsentant vor Ort leisten mussten: Zunächst musste festgestellt werden, wo Quellen vorhanden und wie stark sie waren. Anschließend galt es, Einwohner:innen der betroffenen Dörfer um Erlaubnis zu fragen und sie davon zu überzeugen, dass das Bohren nach Quellen und das Verlegen der Rohre mit großer Rücksicht geschehe und sie davon unmittelbar profitieren würden. Bedenken, dass heiliges Land davon zerstört würde, galt es zu beseitigen.
Wie wichtig diese Überzeugungsarbeit war, stellte sich alsbald heraus, denn nachdem jeder zugestimmt hatte und die erste Quelle in Betrieb genommen war, die das Dorf mit sauberem Trinkwasser versorgen konnte, erklärte ein einheimischer Schamane die Quelle für heilig, was dazu führte, dass tausende Menschen aus einer Entfernung von bis zu 100 Kilometern an den Ort pilgerten, um das heilige Wasser zu kosten. Als Konsequenz waren die Quellen schnell ruiniert und mussten erneuert werden. Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt – nachdem ein anderer Schamane als Gegenmaßnahme behauptet hatte, das sprudelnde Wasser sei verteufelt.
Im November 2015 begannen wir mit der Absicherung der Homecha-Quelle, die knapp 20 Minuten zu Fuß von der Kooperative Doyo entfernt liegt, in der Regierungszone der Mana Regierung. Um die umliegenden Dörfer ebenfalls mit klarem Wasser zu versorgen, wurde die Quelle über einen Waldabschnitt zum nächsten Wasserpunkt geleitet, der 4,5 km entfernt liegt. Seitdem sind auch die Kooperativen Doyo Bikila und Doyo Tolie mit sauberem Trinkwasser versorgt. Zu diesem Zweck mussten Rohre verlegt werden, die ca. 1,5 m tief in der Erde liegen. Die Bewohner:innen können sich das Wasser dann von den Wasserkiosken abholen, zu denen es gelangt.
Der Kiosk ist die Anlaufstelle für alle Bewohner, sich das saubere Trinkwasser abzuholen. Dieses wird aus den erschlossenen Quellen durch die Leitungen zuerst in Wasserreservoirs und von dort in die jeweiligen Kiosks geleitet. Im Oktober 2017 wurden bereits die ersten fünf von ihnen fertig gestellt. Die Bewohner zahlen, im Gegensatz zu anderen Kiosken, nichts für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Im Dezember 2019 waren neun Wasserkioske fertiggestellt und im Einsatz. 2020 kamen drei weitere hinzu.
Um sicherzustellen, dass das in den Kiosken ausgegebene Wasser nicht verunreinigt ist, mussten einige Vorkehrungen getroffen werden. Im Rahmen unseres Sicherheitskonzepts wurden einheimische Bäume auf dem Land um die Quelle gepflanzt, die den Boden auf natürliche Weise mit ihren Wurzeln festigen, sodass Erdrutsche der Quelle nicht schaden und das Wasser nicht verunreinigen. 2019 erweiterten wir das Wassersystem um eine Elektropumpe, sodass wir auch eine höher gelegene Schule und ein Gesundheitszentrum mit klarem Wasser versorgen können. Mehrere Wasserspeicher wurden errichtet, um die Kioske über 14 km per Rohrleitungen zu bedienen.
2019 wurde die Shaki-Quelle erschlossen. Hier mussten 30 km lange Rohrleitungen verlegt werden, um das Wasser von der Quelle in die Reservoirs und anschließend in die Kioske zu leiten. Zehn Wasserkioske ermöglichen die Versorgung von knapp 12.000 Menschen mit sauberem Wasser. Im Mana Distrikt und Seta Chekorsa Distrikt wurden 2020 mehr als 15 km Rohre verlegt, wodurch weitere fünf Schulen und andere Einrichtungen, wie Moscheen und Kirchen, Anschluss an sauberes Wasser erhielten. Um die Menschen mit sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln und anderen Dingen für den täglichen Bedarf zu versorgen, wurden im Seka Chekorsa Distrikt drei weitere Kioske errichtet. Im Mana Distrikt wurden vier bereits errichtete Kioske mit Solaranlagen ausgestattet, sodass es möglich ist, Mobiltelefone und Lichter dort aufzuladen.
Was kommt?
Die Homecha- und Shaki-Quellen sind erschlossen und in Betrieb, versorgen mittlerweile knapp 40.000 Menschen mit sauberem Trinkwasser, dass sie über die verschiedenen Kioske beziehen können. Durch die Anzahl jener Kioske ist das saubere Trinkwasser für alle Einwohner in greifbarer, fußläufiger Nähe. In Mana, Seka Chekorsa and Gomma konnten 10.000 Farmer:innen und ihre Familien unterstützt werden. Sie haben Zugang zu gesunden Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und verbesserten Hygienepraktiken.
Die Versorgung der Gemeinden mit sauberem Trinkwasser und die Instandhaltung der Quellen, Reservoirs und Kioske ist ein Langzeitprojekt, das wir auch in Zukunft mit Unterstützung der Welthungerhilfe vor Ort umsetzen werden. Die erreichten Erfolge sollen langfristig sichergestellt und Maßnahmen gestärkt werden. Im Herbst 2021 haben wir uns dazu verpflichtet, die Lebensbedingungen der Farmer:innen in Mana, Seka Chekorsa und Gomma weiter zu verbessern. Unsere Zusammenarbeit mit der Welthungerhilfe ist bis zum 31. Dezember 2024 verlängert worden. Bis zu diesem Zeitpunkt soll eine robuste Grundlage für die wirksame Stärkung des vorhandenen WaSH-Systems geschaffen werden: Kapazitäten sollen gestärkt, weitere Kioske gebaut, Reservoirs und Quellen instand gehalten und ergänzt werden. Wir haben uns verpflichtet, dafür 700.000 € an Spendengeldern zur Verfügung zu stellen. Die Planungs- und Evaluierungsphase ist am 1. September 2021 angelaufen und wird sechs Monate dauern. Über die nächsten Schritte und konkreten Umsetzungspläne werden wir euch selbstverständlich auf dem Laufenden halten.