So trinkt man Kaffee in… Italien
Pizza, Pasta, Amore und? – Richtig, Espresso! Die Italiener:innen können nicht nur die weltbesten Pastagerichte und Pizzen zubereiten, sondern sind darüber hinaus auch noch für ihre Liebe zum Espresso bekannt. Drei Dinge, die dem Dolce Vita alle Ehre machen. Aber wie genießen die Italiener:innen ihren Kaffee am liebsten?
Die Geschichte des Kaffees in Italien
Eines vorweg: Der Kaffee ist für Italiener:innen mehr als nur ein Wachmacher – vielmehr handelt es sich um ein Stück Lebensart und Ritual, das besonders in Café-Bars zelebriert wird.
Die Geschichte des Kaffees in Italien reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert, als die ersten Kaffeebohnen in das Land importiert wurden. Damals trafen erste Handelsschiffe in den Hafen von Venedig ein, die Kaffeebohnen aus dem Orient, Afrika und Brasilien nach Europa verschickten. Von dort aus verbreitete sich die Kaffeekultur im ganzen Land und wurde zu einem integralen Bestandteil des italienischen Lebens. Mit zunehmender Beliebtheit des Heißgetränks wurde der Erfindergeist der Italiener:innen geweckt, wodurch zahlreiche Innovationen in Bezug auf Kaffeeherstellung und -produktion in Italien ihren Ursprung haben.
Die italienische Kaffeekultur im Alltag
Kaffee wird in kleinen Kaffeetassen, sogenannten “tazzine” serviert. Dabei gilt der Espresso als beliebtestes Kaffeegetränk und rahmt den Tag regelrecht ein. Während der Espresso morgens gemeinsam mit einem Biscotti (einem kleinen italienischen Keks) oder einem Cornetto (Hörnchen) als Wachmacher dient, wird er über den Tag verteilt üblicherweise nach den Mahlzeiten getrunken. Wenn du nach dem Essen einen Cappuccino bestellst, outest du dich sofort als Nicht-Italiener:in, denn während Espresso als verdauungsfördernd angesehen wird, gilt der Cappuccino als etwas, was zusätzlich verdaut werden muss und ist somit kein Abschluss einer Mahlzeit. Möchtest du trotzdem keinen puren Espresso, kannst du einen Macchiato bestellen, ein Espresso „gefleckt“ mit einem kleinen Schuss heißer Milch oder Milchschaum. Er kann in verschiedenen Variationen bestellt werden, wie z.B. Macchiato caldo (mit heißer Milch) oder Macchiato freddo (mit kalter Milch).
Milchmischgetränke wie Cappuccino oder Latte Macchiato werden traditionell ausschließlich vormittags konsumiert. Und noch ein wichtiger Tipp: Bestelle deinen Kaffee nie nur mit dem Wort “latte”, sonst bekommst du wahrscheinlich ein Glas Milch vorgesetzt.
Röstung und typische Zubereitung
Im Unterschied zu sortenreinen Kaffees (Single Origins) sind Italienische Espressoröstungen typischerweise Mischungen (Blends) die einen hohen Anteil feinster Arabica-Bohnen sowie Robusta-Bohnen beinhalten. Neben den Bohnen, ist es auch noch die sogenannte “italienische Röstung”, die den Kaffee zu einem so besonderen machen. “Italienische Röstungen” sind die dunkelsten der fünf “klassischen” Röstgrade. Diese sorgt für einen intensiven Geschmack, entzieht den Bohnen allerdings mehr Koffein und Säure als beispielsweise beim klassischen deutschen Filterkaffee der Fall. Das Ergebnis ist ein Kaffee, der im Vergleich zu anderen Röstgraden bitterer schmeckt und einen leicht süßlichen Säuregehalt besitzt. Durch die vielen Bitterstoffe, ist die perfekte dunkle Röstung eine echte Herausforderung, derer es erfahrene Röster bedarf. Aus diesem Grund sind kleine, handwerkliche Röstereien (torrefazione artigianale) in Italien noch weit verbreitet.
Neben der Espressomaschine ist die Bialetti Moka Kanne der wohl bekannteste italienische Import unter den Zubereitern.
Wusstest du, dass die Bialetti genau genommen einen starken Kaffee zubereitet und keinen Espresso? Der Unterschied besteht in dem geringeren Druck und der längeren Kontaktzeit des Kaffees mit dem Wasser.
Wusstest du, dass der Filterkaffee, so wie wir ihn kennen, in Italien gar nicht üblich ist? Denn wenn du in Italien einfach nur einen “Caffè” bestellst, wirst du nicht mit einer großen Tasse Kaffee bedient, sondern erhältst einen Espresso. Für eine größere Menge Kaffee solltest du einen caffè americano (Espresso mit heißem Wasser) oder einen caffè lungo (mit der doppelten Wassermenge zubereiteten Espresso) bestellen.
Und so wird der Kaffee in Italien konsumiert
Im Gegensatz zu Deutschland, sitzen die Italiener:innen nicht stundenlang in einem Café zusammen für Kaffee und Kuchen zusammen. Vielmehr wird der Espresso hier im Stehen an der Bar getrunken. Wenn du einmal in Italien gewesen bist, ist dir vielleicht aufgefallen, dass viele Cafés erst gar nicht zum langen Verweilen gestaltet sind und zum Sitzen einladen. Außerdem gibt es einen Festpreis für Kaffees, die im Stehen, oder auch “al banco”, konsumiert werden. Wer es sich gemütlich machen will, zahlt zusätzlich eine kleine Servicegebühr.
Pappbecher to go sind ein No-Go
Nur im äußersten Notfall greifen Italiener:innen zu Kaffee in Pappbechern. Traditionell genießen sie ihren Espresso aus Porzellan- oder Keramiktassen, während bestimmte Kaffeespezialitäten wie Latte Macchiato in Glas serviert werden. Für sie ist der Kaffeegenuss mit einem gewissen Stil verbunden, der den Einsatz von Papp- oder Plastikbechern ausschließt.
Die italienische Kaffeekultur ist eine Hommage an die Kunst des Genießens. Die Italiener:innen haben eine tiefe Verbindung zu Kaffee und betrachten ihn als ein wesentliches Element ihres täglichen Lebens. Von der Zubereitung des perfekten Espressos bis hin zum Genuss eines cremigen Cappuccinos ist der Kaffeegenuss in Italien ein wahrer Höhepunkt der italienischen Kulinarik. Bei deiner nächsten Italienreise solltest du dieser Tradition also unbedingt beiwohnen.