
In unserer Reihe “Gerüchteküche” nehmen wir uns regelmäßig Mythen im Bereich Kaffee an, die sich bereits seit langer Zeit halten. Hier untersuchen wir, ob sie komplett erfunden sind oder ob an ihnen nicht doch etwas dran sein könnte.
Das Gerücht
Es gibt ein hartnäckiges Gerücht, dass ein „Coffee Nap“ – also ein kurzes Nickerchen direkt nach dem Kaffeetrinken – die anschließende Wachheit und Leistungsfähigkeit deutlich steigern soll. Angeblich soll die Kombination aus kurzem Schlaf und dem verzögerten Koffein-Kick zu einem erfrischenderen Aufwachen führen, als wenn man nur eines von beidem täte.
Das könnte stimmen: Koffein wirkt nicht unmittelbar. Somit sollte man zumindest keine Probleme haben, sofort nach dem Genuss einer Tasse Kaffee einzuschlafen. Ob man sich nach dem Nap energischer fühlt, wagen wir auch nicht zu bezweifeln. Doch könnte das nicht auch allein an der kurzen Pause liegen? Wie könnten wir beweisen, dass wir die zusätzliche Portion Energie dem Schuss Koffein zu verdanken haben?
Der Versuch
Wir führen den Test an zwei Nachmittagen durch: Jeweils um 14 Uhr trinkt ein Kollege eine Tasse Kaffee (300 ml Limu) und legt sich anschließend auf die Couch. Nach ein paar Minuten fallen ihm die Augen zu. Knapp 20 Minuten später ist er wieder wach. Das entspricht der Länge seines üblichen Mittagsschlafs, der nie länger als 20 Minuten dauert, in der Tiefe allerdings variiert. An diesen beiden Nachmittagen schlummert er angenehm und träumt kurz. Er fühlt sich anschließend ausgeruht – allerdings ist es auf der Couch so bequem, dass er gerne noch etwas liegen bleiben würde, auch wenn er nicht mehr müde ist.
Neben dem Selbstversuch stellen wir ausführliche Recherchen an. Mehrere Studien geben unserer oben aufgeführten Behauptung Recht: Nach einem Coffee Nap ist man gleichzeitig konzentrierter und ausgeruhter. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass dies auf das Koffein zurückzuführen ist. Die Studien scheinen eindeutig: Japanische Forscher stellten fest, dass jene Menschen in Gedächtnistests besser abgeschnitten haben, die zuvor einen 15-minütigen Coffee Nap statt nur einen Mittagsschlaf gehalten hatten. Britische Wissenschaftler kamen zu einem ähnlichen Ergebnis: Die Menschen, die sich einen Coffee Nap gegönnt hatten, begingen in einem anschließenden Fahrtest im Simulator weniger Fehler als jene, die nur Kaffee getrunken, nur einen Mittagsschlaf gehalten oder nur ein Placebo eingenommen hatten.

Erklärung
Das eindeutige Ergebnis hängt direkt mit der Wirkung des Koffeins zusammen: Der Stoff braucht nämlich zwischen einer Viertelstunde und 20 Minuten, um durch den Magen-Darm-Trakt und Blutkreislauf zu gelangen. Den Energiekick fühlst du also nicht unmittelbar, nachdem du die Tasse geleert hast. Ganz simpel ausgedrückt: Wenn das Koffein in dein Gehirn gelangt, blockiert es Rezeptoren, die normalerweise mit einem Molekül namens Adenosin gefüllt sind. Wenn Adenosin in hohen Mengen vertreten ist, macht es dich müde. Das Koffein verhindert dies durch das Blockieren der Rezeptoren.
Wenn du erschöpft bist und in der Mittagspause eine kleine Pause brauchst, empfehlen wir dir, diesen Versuch ruhig einmal auszuprobieren: Bereite dir eine Tasse Kaffee zu, leg dich hin, und beobachte, wie du dich 15 oder 20 Minuten später nach dem Aufwachen fühlst. Durch den Mangel an Adenosin – den Müdemacher – solltest du dich merklich frischer fühlen. Vor allem nach einem kurzen Ausflug ins Traumland, bevor die Tiefschlafphase einsetzen konnte.
Das Fazit
Ein „Coffee Nap“ kann also tatsächlich dazu beitragen, dass man sich nach einem Nickerchen erholter und wacher fühlt. Allerdings ist es wichtig, dass das Nickerchen nicht zu lange dauert, da man sonst in den Tiefschlaf fällt und sich nach dem Aufwachen eher gerädert fühlt. Optimal sind etwa 15 bis 20 Minuten.
Wichtig zu beachten:
- Die Wirkung von Koffein ist individuell unterschiedlich.
- Ein „Coffee Nap“ ist kein Ersatz für ausreichend Nachtschlaf.
- Bei Schlafstörungen sollte man den Kaffeekonsum einschränken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der „Coffee Nap“ ein interessanter Trick sein kann, um die Müdigkeit zu bekämpfen. Es ist aber kein Wundermittel.