Mokka – die wohl älteste Kaffeezubereitungsmethode der Welt
Ein Beitrag von Die Redaktion in der Kategorie #Rezepte vom 10. April 2014
Kochendes Wasser, Kaffeezubereitung ohne Filter, aber dafür mit Zucker – da werden wir als westeuropäische Kaffee-Liebhaber schon beim Lesen ganz nervös. Sophia hat sich der Herausforderung gestellt und mit professioneller Hilfe Mokka zubereitet.
Auf Entdeckungsreise durch die verschiedensten Kaffeekulturen
Bei Coffee Circle beschäftigen wir uns gerne mit allen möglichen Kulturen – von Äthiopien aus führte uns der Weg unter anderem schon nach Japan (Stichwort: Hario), in die USA (Herkunftsland unserer geliebten Chemex) und zum AeroPress-Test in die Schweizer Alpen. Das soll jedoch nicht alles gewesen sein. Ich beschloss direkt in meinem Kiez in Kreuzberg anzufangen und lernte Niyazi Kaptan kennen. Niyazi ist Kurde, lebt in Berlin und hat sich bereit erklärt, mich in die Kunst des kurdischen Mokkas einzuweihen.
Der Mokka ist die wohl älteste Kaffeezubereitungsart der Welt
Egal ob kurdischer, türkischer, arabischer, balkanesischer oder ein anderer Mokka: hierbei handelt es sich um die wohl älteste bekannte Kaffeezubereitungsart der Welt, die wahrscheinlich zur größten denkbaren Menge Koffein pro Tasse führt, die man aus Kaffeebohnen heraus brühen kann. Und sie ist nichts für schwache Kaffee-Nerd Nerven: kochendes Wasser, keine Spur von einem Filter weit und breit und dafür Zucker im Kaffee – aber wäre doch gelacht, wenn ich mich davon abschrecken lasse! Ich lud Niyazi zu uns ins Büro ein, wo das Experiment beginnt. Im Punkto Kaffeesorte entscheidet Niyazi sich für unseren Espresso. Im nächsten Schritt kann ihn das Mahlergebnis der Eureka Mignon MCI Espressomühle auf feinster Einstellung überzeugen. Erste Lektion auf dem Weg zur Meisterin der kurdischen Kaffeezubereitung: eine zu feine Mahlung gibt es schlichtweg nicht, je feiner, desto besser.
Zucker? Ja bitte!
Über meine typisch deutsche Nachfrage, wie viel Gramm Kaffee ich mahlen soll, lacht Niyazi nur. Das habe man im Gefühl. Ungefähr ein gehäufter Teelöffel gemahlener Kaffee pro Tasse sollte es sein oder nein, doch ein bisschen mehr. Den frisch gemahlenen Kaffee gebe ich dann ins „cezve“, das langstielige Kännchen, das Niyazi für unsere kleine Kaffeezeremonie mitgebracht hat. Ob ich meinen Kaffee mit Zucker trinke? Na ja, eigentlich nicht, aber in der Türkei trinken angeblich nur alte Leute ihren Kaffee schwarz – das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und vermische das Kaffeemehl brav mit ein paar Löffeln Zucker. Das Pulver gieße ich dann vorsichtig mit kaltem Wasser auf, pro Tasse kann man mit ungefähr 50 ml rechnen. Bei mittlerer Hitze bringe ich das Gemisch langsam zum Kochen und rühre immer schön durch. Niyazi meint, dass ich es mit dem Rühren ein bisschen zu ernst nehme und rührt lieber selbst weiter – ein bisschen mehr Gelassenheit bitte! Gut Ding will Weile haben.
Wenn Kaffee in Wallung gerät
Nach gut 10 Minuten kommt endlich Bewegung in den Kaffee und nachdem so lange verhältnismäßig wenig passiert ist, passiert jetzt ganz viel hintereinander. Der Kaffee kocht zum ersten Mal auf, ich nehme ihn kurz vom Herd. Dann muss er ein zweites Mal „aufwallen“. Es blubbert und schäumt und ich sehe den schönen Mokka schon überall über unsere Coffee Circle-Küche verteilt, doch Niyazi zieht ihn gerade im richtigen Moment ein zweites Mal von der heißen Platte. Jetzt darf ich wieder: Ich gebe jeweils ein bisschen Schaum in unsere Mokkatassen, dann verteile ich den restlichen Kaffee. Ob mein erster (fast) selbst gekochter Mokka wohl mundet?
Mein Fazit: Kurdischer Mokka kommt mit zum Angrillen
Süß und kräftig schmeckt er – und gut! Auch meine neugierigen Kollegen Marc und Ivan sind überzeugt. Der Zucker im Kaffee ist beim ersten Schluck ungewohnt, macht den Kaffee aber zu einem kleinen Dessert und der Mokka hat durch die feinen Schwebeteilchen eine seidige Textur. Bis auf den letzten Schluck sollte man den Kaffee aber nicht austrinken, denn der Kaffeesatz unten in der Tasse ist dann nicht mehr ganz so lecker. Zum Abschluss erzählt Niyazi noch, dass Kaffee auf diese Art und Weise traditionell natürlich nicht auf einem Elektroherd, sondern direkt auf heißer Glut zubereitet wird. Klingt das nicht nach einer perfekten Idee zum diesjährigen Angrillen? Ich bin überzeugt.