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Coffee Guide: 8 Tipps für richtig guten Kaffee in Hanoi

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Ein Beitrag von Marlene in der Kategorie #Reisen vom 1. September 2015

Kaffeekultur in Vietnam: 8 Café Tipps für Hanoi

Hanoi und seine Kaffeekultur haben einiges gemeinsam: Sie bleiben ihrem Urspung treu, aber entwickeln sich weiter. Während meines Auslandssemesters habe ich mich durch die vielen Gassen Hanois treiben lassen und mich durch die vietnamesischen Kaffees probiert. Hier habe ich einige Tipps für dich!

Ich habe meine vietnamesischen Freunde einmal gefragt was die Kaffeekultur in Hanoi so besonders macht. Alle waren sich darüber einig, dass Kaffee das beliebteste Getränk unter den Vietnamesen ist. Es wird nicht nur zum Treffen mit Freunden getrunken, sondern auch bei Geschäftsterminen oder als ,After-Work-Drink“ zu sich genommen. Das klingt auf den ersten Blick nicht besonders. Vergleicht man es aber mit der “Coffee-to-go”-Kultur anderer Länder merkt man, dass Kaffee trinken hier noch mehr bedeutet.

Man sagt über Hanoi, dass alle 15 Meter ein anderer Coffeeshop zu finden ist

Coffee Shops in Hanoi sind, von ein paar Ketten wie Cong Caphe abgesehen, oft einfach gestaltet, schon viele Jahre geöffnet und gleich am Straßenrand, was in Hanoi mitten im geschäftigen Geschehen und Verkehr bedeutet. Ein paar der ältesten Cafés in Hanoi haben es auf meine Liste zu den Lieblingsplätzen auf dieser Welt geschafft. Obwohl die Kaffeekultur in Vietnam so schon Jahrhunderte zurückzuliegen scheint, ist viel der Popularität auch erst in den letzten 20 Jahren und einer besseren Wirtschaft wegen entstanden. Was früher ein Luxusgut war, kann sich heute fast jeder leisten. Die Auswahl ist groß und mit ein paar Tipps findet man immer den richtigen Ort für einen Kaffee im hektischen Hanoi. Zur besseren Orientierung findest Du am Ende dieses Artikels eine Karte, auf der ich alle Tipps markiert habe.

Was es zu entdecken gibt...

(Eis)kaffee mit Kondensmilch - cà phê sữa (đá)

Unangefochtener Klassiker: Man bekommt ihn mal mehr, mal weniger schlecht als recht zubereitet und auch schon einmal in fragwürdigen Plastikflaschen, abgefüllt auf einer Zugfahrt verkauft. In Hanoi ist die Bezeichnung ,,Kaffee mit Milch” weniger üblich als im Süden des Landes – hier spricht man vom ,,braunen Kaffee”. Zubereitet wird er mit den charakteristischen Tassenfiltern, in denen gemahlener vietnamesischer Kaffee erst festgedrückt und dann in mehreren Schritten mit heißem Wasser übergossen wird. Um den typischen süßen Geschmack des Kaffees zu erreichen, wird in die Tasse vorher dickflüssige, gezuckerte Kondensmilch gegeben. In den schwülen Sommermonaten ist die kalte Variation des Getränks sehr beliebt und ich wurde oftmals garnicht mehr gefragt, wie mein Kaffee aussehen sollte – meist kam er einfach von allein mit Eiswürfeln über den Tresen. Mein Lieblingsort hierfür ist das Café Lâm (91 Nguyễn Hữu Huân). Es ist eines der ältesten Cafés Hanois und ist neben seiner schlichten Ausstattung mit etwas ganz besonderem geschmückt.

Erzählungen zufolge haben vietnamesische Künstler in Kriegszeiten ihren Kaffee hier manchmal mit ihren Gemälden bezahlt, wenn das Geld knapp war. Viele dieser Bilder hängen im Café noch heute aus und lassen einen Kaffee dort zu einer kleinen Zeitreise werden.

Eine kleine  Zeitreise und ein bisschen Geduld bei der Suche des Eingangs ist auch das Café Dinh (13 Đinh Tiên Hoàng) direkt am Hoan Kiem See wert. Hätte es mir eine gute Freundin nicht einmal gezeigt, hätte ich das einfache Café aus der Kolonialzeit nie entdeckt. Touristen bezeichnen solche Cafés gern als „hidden cafés“, die Einheimischen Hanois können das nur belächeln. Laufe durch ein Taschengeschäft durch, einen dunklen Treppenflur hoch und mit etwas Glück erwischt man einen beliebten Platz auf dem kleinen Balkon mit Blick Richtung See.

“Egg Coffee” - cà phê trứng

Eine Spezialität, an der kaum ein Tourist vorbei kommt – und kaum einer nicht lieben lernt. Für mich war der Kaffee, der zusammen mit cremig geschlagenem Eigelb mit süßer Kondensmilch serviert wird, immer mehr wie ein Dessert. Die Bezeichnung “flüssiges Tiramisu” trifft es wohl am Besten! Man glaubt kaum, dass das Rezept (so wie auch der Gebrauch von Kondensmilch) einfach nur entwickelt wurde, um einen Ersatz für Milch zu haben. Selbst Freunde, die Streetfood gegenüber skeptisch eingestellt waren und lieber mal die Finger von rohen Eiern gelassen haben, konnten dazu nicht nein sagen. Meist hat es uns zum Lonely Planet-Klassiker Café Phố Cũ (13 Dinh Tien Hoang) gezogen, um unseren “Egg Coffee” noch mit einem Blick über den Hoan Kiem See zu verbinden. Die einzig wahre Location für dieses Getränk ist aber sicherlich das Café Giảng (36 Lý Ti Tổ) in dem man zur geschäftigsten Zeit sehen kann, dass man seinen Kaffee in Vietnam lieber zu zweit als alleine trinkt.

Joghurt-Kaffee - cà phê sữa chua

Wenn es um sommerliche Varianten von Kaffee geht, läuft vietnamesischer Joghurt Kaffee für mich persönlich allen anderen Eiskaffeevarianten den Rang ab. Ich habe ihn in ganz verschiedenen Formen probiert und wusste in neuen Cafés oft nicht, was mich beim Bestellen erwartet. Manchmal wird der Kaffeeshot in mehr oder weniger cremigen, manchmal in vereisten Joghurt gegeben und danach mit Löffel und Strohhalm getrunken. Der etwas süße Joghurt, gemischt mit dem starken vietnamesischen Kaffee, ergibt ein erfrischendes Getränk. Wen es raus aus dem hektisch-touristischen Old Quarter an den West Lake zieht, wird unter anderem durch den besten cà phê sữa chua belohnt! Den findet man im, von außen unscheinbaren, Café Duy Trí (43 Yên Phụ). Auf mehreren engen Stockwerken kann man hier sitzen und einen günstigen und leckeren Joghurt Kaffee genießen. Das Café besticht aber nicht nur dadurch – die Besitzerfamilie verkauft auch selbst gerösteten Kaffee im Erdgeschoß.

Kaffee mit Kokosnussmilch - cà phê dừa đá

Last but not least: Meine Lieblingsvariation – Vietnamesischen kalten Kaffee mit cremiger Kokosnussmilch! Das dazugehörige Cafè ist fast unmöglich zu finden, aber die Suche wert! Wenn man sich durch ein paar unscheinbare Gassen ohne Namen gewagt hat, wird man mit einem alten traditionellen vietnamesischen Haus belohnt, in dem man sich auf zwei galerieartigen Stockwerken in vergangene Zeiten zurückversetzen kann. Das Café Nhà Sàn gehört zu der vietnamesischen Künstlerkollektive Nhà Sàn, weshalb die Location auch oft Raum für Veranstaltungen der Underground Künstlerszene in Hanoi gibt. Manchmal hat man dort auch das Glück, Künstlern beim Arbeiten zusehen zu können – und die Ruhe die dort herrscht, bietet den perfekten Kontrast zum hektischen Hanoi. Wer Hanoi und seine Kaffeekultur von einem anderen Sichtpunkt sehen möchte, ist hier richtig!

Tradition und Moderne

Einmal in Hanoi angekommen, scheint sich die Stadt fast täglich ein klein wenig zu verändern. Immer mehr Hochhäuser und Malls zieren das Stadtbild. Westliche Supermärkte und Ketten, wie McDonalds und Starbucks, finden ihren Platz. In den vielen Cafés Hanois steht die Zeit etwas stiller. Ich war glücklich, genug Freunde zu finden, die Kaffee genauso zu schätzen wussten und mich mit “To Do”-Listen ausgestattet haben, wenn es darum ging neue Cafés zu entdecken. Auch weniger traditionelle, dafür umso hippere Coffeeshops gab es genug. Cafe Manzi (14 Phan Huy Ích) nahe des Westlakes verbindet ein Künstleratelier mit einem Coffeeshop und Coworking Space. Während sich andere Besucher die Ausstellung ansehen, sitzt man dazwischen und trinkt seine Tasse Kaffee.

Der Hanoi Social Club (6 Ngõ Hội Vũ) besticht schon durch seine Lage in einer kleinen Seitengasse nahe der geschäftigen Hàng Bông Street. Neben dem leckeren europäischen Frühstück (falls man mal genug bekommen hat von Phở Suppe als erste Mahlzeit am Tag) kann man hier seinen Kaffee auch auf der grünen Dachterasse genießen. Bei längeren Aufenthalten in der Stadt lohnt es sich auch nach der kostenlosen Mitgliedschaft zu fragen. Abends schmeckt der Kaffee am Besten, mit einem Sonnenuntergang über dem Westlake – dafür eignet sich das Orriberry Café in der Xuân Diệu Street perfekt mit seinen großen Glasfenstern zum See hin. Gleichzeitig verfolgt Orriberry ähnliche Ziele, wie wir bei Coffee Circle: Über direct trade werden hier vietnamesische Kaffeebauern unterstützt, um qualitativ hochwertigen Kaffee zu produzieren und dafür gleichzeitig faire Löhne zu erhalten.

Und was ist am Ende geblieben?

Nachdem ich zurück in Deutschland einige Versuche unternommen habe, vietnamesischen Kaffee zu kochen, war das Resultat doch nie zu vergleichen: Neben den Bohnen und der Zubereitung spielt auch immer die Atmosphäre und Stimmung eine Rolle beim Kaffeetrinken. Zuhause ist es nie das Gleiche. Aber ich kann sagen, sich einen Tag durch Hanois Cafés zu probieren, ist jede weitere Reise in dieses wunderbare Land wert.

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